Da liegt es im schönen Südosten Mallorcas, das Landstädtchen Santanyi, das nur 13.095 Seelen zählt, aber vor allem an Markttagen gern von Touristen besucht wird.
Das erste Bild im Stadtinneren ist symbolisch. Hier gibt es schöne und interessante Ein-, Aus- und Durchblicke.
Wie ausgestorben wirkt der Ort kurz vor Mittag, am Sonntag.
Heute reduziert, morgen aufgehübscht, pretty in pink.
Was jetzt leer wirkt, belebt sich an anderen Tagen, zu anderen Zeiten. Egal ob der Himmel bleiern ist oder azul.
Dann locken Kuh und Hirsch, Hut, Schmuck, Taschen und bunte Kleider.
Manchmal muss man hineinschauen und findet sie, die Männer jedenfalls. Es ist Fußballzeit!
Die Promenade mit ihren vielen Cafés, zum Sehen und Gesehenwerden… Auch hier ist es manchmal still.
Die Absätze meiner Sandaletten durchschneiden die Ruhe, leise anschleichen geht nicht. In der schwülen Hitze bewegt sich sonst nicht viel. Da, ein Boardercollie. Er schleicht perfekt, beschäftigt sich selbst, legt sein „Opfer“ zu Boden, pirscht sich an, fällt es an. Um die Scheibe dann wieder loszulassen und das Spiel von vorn zu beginnen. Zum Glück hat er sich nicht dazu entschlossen, das in ein blütenweißes Sonntagskleid gewandete Kleinkind zu bewachen, das sein Treiben gebannt verfolgt.
Manche Türen sind geschlossen, doch nicht alle. Wer will, kann Platz nehmen. Und wird auch beachtet, respektvoll behandelt.
Das Innere dieser Bar passt gut zum Außen. Doch den schönen Grazien würde ich lieber Sofa und Sessel empfehlen als die harten Stühle. Aber lieber noch würde ich mit den Beiden tanzen.
Nebenan die Kirche, leider mit verschlossenem Portal. Dräuend der Himmel, doch es wird nichts kommen, von oben. Ein Mann erschafft sich selbst aus dem hiesigen Sandstein. Müde scheint er zu sein.
Wie er?
Gegenüber lockt ein begrünter Patio.
Schaue ich lieber hinein oder hinaus?
Manchmal möchte ich anklopfen, doch
ich weiß, dass es nicht gut ankäme.
Bin ich feige? Wovor habe ich Angst?
Ist es nicht egal, ob ich es täte oder nicht,
was kann mir schon passieren?
Habe ich etwas
zu verlieren?
Schau die Farben.
Will ich zur Tür hinein oder aus dem Tor hinaus oder lieber abheben, auf’s Dach?
Wie soll ich mich kleiden?
Unschuldig weiß, orientalisch-prachtvoll oder afrikanisch-wild?
Will ich Engel sein oder Königin oder Leopardin oder was dazwischen?
Bin ich von allem etwas und noch mehr?
Und wie werde ich gesehen?
Von wem?
Dieser Engel ist stark und braucht keinen Schutzengel, er ist sein eigener. Meiner heißt übrigens Paul. Ich kenne sonst gar keinen Paul, aber dieser Paul stellte sich plötzlich vor, eines Tages. Ich glaube, er stand mir schon öfter zur Seite. Wie er aussieht, weiß ich aber nicht.
Die Frucht der Versuchung ist kein Apfel hier, sondern die Orange. Ist sie doch viel saftiger und süßer. An allen Ecken lockt sie mit ihrer Signalfarbe. Schade, dass mir Orange nicht steht, sonst würde ich mich darin kleiden.
Manche sind unentschieden, mit Süßsaurem machen sie auf ihr Lokal aufmerksam. Niemals ohne Wirkung, denn jeder bleibt stehen mit Oh und Ah und Achwieschön, ich auch. Der Kaktus trägt noch Blüte und hält seine Feige zurück.
Hätte ich kein Dach überm Kopf, würde ich gern in diesem hübschen und geschmackvoll gestalteten Hotel wohnen. Es scheint das einzige in Santanyi zu sein, es heißt ja auch schlicht „Hotel Santanyi“. Alles ist verlockend, die Terrasse vor der Tür, das Restaurant im Innern und vor allem der Patio. Und wie freundlich die junge Deutsche an der Rezeption ist. Wer auswandert, weiß, warum.
Und auch hier wieder ein Restaurant hinter alten Mauern. Wie abweisend sich die Häuser oft von der Straße aus präsentieren, vor allem, wenn sie sich schlicht undekoriert geben. Doch öffnet sich eine Tür und wird einem ein Einblick gewährt, entpuppt sich das Hintere oft als grüne Oase, als kleines Paradies. Viel unauffälliger und unspektakulärer als etwa in Andalusien. Hier muss man auf die Suche gehen, hinter die Fassade schauen, sich Zeit nehmen.
Was ist vorn, was hinten?
Ich blicke nicht durch und suche Transparenz.
Ein Fenster wird hörnig bewacht. Aus dem anderen, unbewachten, ist jemand ausgebrochen. Dort ein Käfig ohne Vogel. Ja, wer will schon eingesperrt im engen Käfig hocken, nicht seine Flügel ausbreiten dürfen?
Noch immer ist es grau. Doch treten die Farben umso leuchtender hervor.
Dann kommt sie, die Sonne, plötzlich. Weggefegt sind die Wolken, das geht schnell hier, so nah am Meer, wo fast immer eine Brise weht. Kein Tropfen ist gefallen, keine Träne.
Zeig mir die Farben
Dein Licht
Durchbrich die Schwere
Die sticht
Ich hab es gern heiter
Nicht oberflächlich
Doch weiter
Santanyi
Fort ich zieh
Unfreiwillig.
Danke für´s Mitnehmen.
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Bitte, gern geschehen.
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Ich möchte sofort (wieder) hin!
🙂
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Verstehe! 🙂 Ich auch!
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ich bin immer nur durchgefahren:-(
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Das nächste Mal hältst du eben an… 😉
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mal schaun…
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Herrliche Eindrücke!
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Muchas gracias!
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Das gefällt mir sehr. Danke fürs Zeigen.
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Gern geschehen, karu.
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Da hast Du aber eine ruhige Zeit gefunden. Kaum Menschen auf der Strasse und doch waren die Tische schon gedeckt. Schöne Bilder.
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Stimmt, es war nicht viel los an einem Sonntag und einem Dienstag, jeweils später Vormittag/Mittag. An den Markttagen dagegen…
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Wunderschöne Fotos von einer uns (noch) unbekannten Insel. Es ist sehr bereichernd, mit Dir zu „reisen“, immer findest Du Bilder und Worte, die uns absolut ansprechen! Heute sind es, neben etlichen anderen auch, vor allem die bunten Stühle und Tische! Vielleicht sind sie nicht bequem, aber das ist uns heute, nach diesen wunderschönen Eindrücken, einfach mal egal. Vielleicht klauen wir sie später noch …. ….
Danke Dir sehr!
md und mb
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Dankeschön, md und mb, freut mich, dass ihr gern mitreist! Die Insel hat bei vielen Menschen einen schlechten Ruf wegen des Ballermanns und ein paar Schickeriaecken, aber von diesen Dingen muss man gar nichts mitbekommen. Ich finde Mallorca einfach wunderschön, die vielfältigen Küsten, das Hinterland, die Inselhauptstadt Palma und auch kleinere Orte, zu denen auch das unspektakuläre Santanyi gehört. Mit einem muss man sich allerdings abfinden: Man trifft auf viele Deutsche, auch in den entlegensten Ecken, das sind dann aber dann nicht die Ballermänner und berüchtigten Pauschalurlauber, die morgens um 5 Liegen mit ihren Strandtüchern „reservieren“.
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Santanyi ist wirklich zauberhaft…
Noch besser hat mir aber Cala Figurea gefallen, in Zeiten, als es die Mondbar noch gab. Hippiehaftes Abtanzen zu Jefferson Airplane & Co – Gott, war daaas schön….
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Cala Figuera ist natürlich noch schöner, wegen des Hafens. Zu den Hippiezeiten kannte ich Mallorca leider noch nicht, kann mir aber vorstellen, dass es schön war!
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kann ich verstehen, dass er müde ist, sich selbst aus dem Stein zu hauen, das ist harte Arbeit.
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Genau! 🙂
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Wo ist der »Gefällt mir sehr!«-Button? Danke fürs Bebildern und Wecken von Erinnerungen. Wo das Auge des Betrachters weidet, hängt halt immer auch davon ab, wo die zugehörigen Beine hingehen — Deine Spaziergänge sind klasse!
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Danke, Lakritze!
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Hallo rotewelt, Rien ne va plus – verbindet mich mit deinen Farben. Hast einen tollen Schreibenstil (neidisch)! Schau jetzt mal öfters vorbei, die Bilder wecken zudem mein Urlaubsverlangen.
Beste Grüße
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