Markttag in Santanyi

Das kleine Landstädtchen, sonst friedlich vor sich hin schlummernd, erwacht jeden Mittwoch und Samstag zu brodelndem Leben – es ist Marktzeit.

Es macht Spaß, durch die Gassen mit den bunten Ständen zu promenieren, sich am Anblick der Waren zu erfreuen, die heitere Atmosphäre zu genießen und ein wenig zu stöbern. Sehr viele Touristen besuchen diesen Mercat, dennoch ist er nicht allein auf sie ausgerichtet, sondern auch Einheimische kaufen hier nach wie vor ein, so dass sich doch ein sympathisches Völkergemisch ergibt.

Würde sich vielleicht jemand über einen Blumenstrauß freuen? Die Verkäuferin jedenfalls hat Spaß bei der Arbeit und gute Laune.

Oder der Besucher deckt sich mit Leckereien ein, für ein Picknick oder falls es ihn danach gelüstet, um im Ferienhaus ein südlich duftendes Mahl damit zuzubereiten.

Kohlköpfe vertragen sich hier gut mit Lilien, Marktstände mit dahinter liegenden Caféterrassen, auf denen sich die erschöpften Marktbesucher ausruhen. Aromatischer Schinken und Würste von der Pata Negra, der schwarzen Schweinerasse Spaniens, verlocken ebenso wie verschiedene Käsesorten, gern auch aus Schaf- oder Ziegenmilch hergestellt.

Schade, ich habe vergessen, den weinroten Käse des netten Herrn zu kosten, dabei hatte ich das vor…

Obst und Gemüse, appetitlich präsentiert, sind hier naturgemäß früher reif als in deutschen Landen. Heute wollen wir mal kochen, Tumbet, das heißt nicht ganz, weil ich es ohne Kartoffeln zubereiten will und auch nicht im Ofen, sondern auf dem Herd. Also wird es eigentlich Ratatouille, aber doch auch nicht wirklich, denn es sollen ja noch Kapern hinein und am Schluss bekommt das geschmorte Gemüse mit etwas Essig und Zucker und Rosinen einen leicht süßsauren Touch – und wird zur sizilianischen Caponata! Ich hoffe, die Mallorquiner verzeihen uns den Ausflug nach Sizilien – immerhin auch eine Insel im Mittelmeer! Für jeweils ein großes Exemplar einer roten Paprikaschote, einer Aubergine, eines Zucchino und einer weißen Zwiebel bezahlen wir… 1,08 Euro, noch ein paar Tomaten dazu und fertig! Klar gibt es auch teurere Waren wie die Coeur de Boeuf, die köstlichen aromatischen Ochsenherztomaten. Die kleinen grünen Pimientos, die die Mallorquiner so lieben und gegrillt und mit grobem Meersalz bestreut verspeisen, sind schon fast ausverkauft.

Zum falschen Tumbet noch ein Lamm- oder Schweinekotelett von einem der guten Metzger im Ort! Wie freundlich man dort begrüßt wird und wie sehr das Schweinefleisch nach Schwein aussieht und schmeckt, so ganz anders als unsere farblos-wässrigen Massenexemplare – und natürlich wird alles erst auf Kundenwunsch mit dem scharfen Hackebeilchen portioniert und der Metzger lacht dazu.

Ach, nach dem Kochen und Essen wäre da ja noch der Abwasch… Zum Dessert vielleicht eine Ensaïmada, das typische mallorquinische süße „Teilchen“ (ähm, das wäre doch eine Verniedlichung angesichts der üblichen Größe)? Der Teig wird nicht mit Butter, sondern mit Schweineschmalz zubereitet und mit Puderzucker bestäubt. Man kann das Gebäck ungefüllt genießen oder, so legt es auch das Geschirrtuch nahe, mit Engelshaar – cabell d’àngel füllen; das ist eine Art Kürbiskonfitüre.

Aber wieder zu anderen Stoffen, denn hier kann man, vor allem frau, sich auch günstig sommerlich einkleiden. Farbenfroh-feminin geht es zu mit Spitzen und Volants…

…gern auch frisch geblümt.

Noch ein passendes Geschmeide zum neuen Kleid? Aber auch wer nichts kaufen und anprobieren, sondern nur mal seine Frisur auf Windzerzaustheit überprüfen will, findet überall Spiegel, wie praktisch.

Mir steht der Sinn nach neuen Espadrilles, aber in dem Geschäft, in dem ich vor Jahren fündig wurde, ist meine Größe ausverkauft. Dafür ist der Blick nach draußen schön.

Diese Schuhe sind lustig, doch die möchte ich nicht.

Genauso wenig wie die „typisch mallorquinischen“ Kleider, haha. Olé, sind wir hier in Andalusien beim Flamenco?

(Quelle: http://www.masmallorca.de/kultur/typisch-mallorquinische-tracht.html)

Mallorquinische Trachten sehen natürlich ganz anders aus, etwas strenger, hier eine typische alte Bauerntracht.

Aber könnte ich denn nicht ein Tuch gebrauchen? Ach, nichts dabei, das wird ein preiswerter Bummel…

Nur gucken macht auch Spaß!

Man sollte auch nicht vergessen, hin und wieder nach oben zu schauen, denn an Markttagen bieten sich interessante Bildkompositionen, denn da flattert es farbenfroh vor der ehrwürdigen Kirche und anderen alten Sandsteinfassaden.

Bei Pablo gibt’s anscheinend was Gutes zu essen…, oder leckt er sich etwa die Finger nach den nördlich aussehenden Touristinnen…?

An vielen Marktecken geht’s schwarz zu, aber bestimmt legal… Eine üppige Dame im afrikanischen Gewand flicht bunte Perlen in europäisches Haupthaar. Da kommt Bazaratomosphäre auf!

Gleich mehrere Gassen sind von ihren männlichen Kollegen vollständig mit Ständen belegt, an denen Ledertaschen (echte und falsche), Gürtel und Markenuhrimitate feilgeboten werden, mehrsprachig – man stellt sich geschickt auf die potenziellen Kunden ein. Doch hier, in den ersten oder letzten Gassen am Rande des Geschehens, wo es weniger Schatten gibt, wird es nun wirklich afrikanisch heiß.

Ein ins Netz gegangener Fisch schnappt verzweifelt nach Luft… ¡Socorro! Gleich geht es mir wie ihm, ich habe Durst, ich verglühe, Schluss jetzt mit dem Flanieren – bis zum nächstem Mal, adéu!

Und wer noch was vergessen hat, zum Beispiel die Flasche oder den Kanister Wasser, fährt schnell zum Eroski-Supermarkt, wo das Obst und Gemüse den deutschen Touristen freundlich begrüßen… 😉

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12 Antworten zu Markttag in Santanyi

  1. Uffnik schreibt:

    Herrlich so ein südländischer Markt. Mit Deinen Fotos ist man direkt dabei. Man kann es fast riechen!

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  2. richensa schreibt:

    Was für schöne Eindrücke… danke fürs Zeigen!

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  3. haushundhirschblog schreibt:

    Wie immer, einfach wunderbar … aber nun haben wir einen fast unstillbaren Appetit bekommen.Zwangsläufig bei solch einem Marktangebot …
    Danke für den tollen Artikel!

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  4. NixZen schreibt:

    jetzt fällt es mir ein, ich habe mal von 2 Frauen die am Markttag Bossa Vova gespielt haben eine CD erstanden, höre ich immer noch gern:-)
    Also war ich doch schon einmal dort:-)))

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  5. kormoranflug schreibt:

    Waaahnsinnn. Ich flieg dann mal los.

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  6. Lakritze schreibt:

    Alles so schön bunt! .)
    Die Gemüsefrau auf dem hiesigen Markt hatte in den Urlaubswochen schlechte Laune: »Da wollen die Leute immer regional und saisonal kaufen, und wenn es dann hier so richtig losgeht mit der Ernte, fahren sie alle in Urlaub …« Sie war wohl auf viel Obst sitzengeblieben.

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