Provenzalische Impressionen – Ausgangspunkt: Chateauneuf-de-Gadagne

Vor zweieinhalb Wochen fiel mir plötzlich zuhause das Dach auf den Kopf – oder war es der schwarze Wald? Ich brauchte Tapetenwechsel, Luftveränderung, andere Eindrücke und Bilder, unbedingt, auch mehr Sonne, und so fuhr ich ziemlich spontan für fünf Tage nach Südfrankreich, in die Nähe von Avignon, mit sechseinhalb Stunden Autofahrt gerade noch so, dass es für die kurze Zeit lohnte.

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Über diesen Ort und andere Dörfer, die ich besucht habe (oder auch nicht), werde ich nun in aller Kürze schreiben und nach dem langen, ausschweifenden und in mancher Hinsicht zu tiefschürfenden Bericht über Ménerbes gibt es nun leichte Kost, quasi ohne Punkt und Komma, gewürzt nur durch ein paar Bilder:

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In Chateauneuf-de-Gadagne hätte ich vermutlich nie Halt gemacht, wenn ich dort nicht mein temporäres Feriendomizil gefunden hätte – mit Glück fand ich vorab im Internet eine schöne Unterkunft für 30 Euro am Tag: ein Studio mit Kochnische und Bad, Wifi, zu Deutsch WLAN, was ich brauchte, um arbeiten zu können,

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Terrasse und Garten,

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man kommt dort nicht einfach so vorbei, doch so wurde ich von der Vermieterin mit selbstgemachtem Kuchen und Marmelade – einmal Weinbergpfirsich, einmal citres – empfangen und aß jeden Morgen davon, auf schön altmodisch geblümtem Geschirr, wurde mit frischen Erdbeeren und Crêpes verwöhnt, weiß jetzt auch endlich, was citres (auch gigerine) sind, eine Art Mischung aus Kürbis und Melone (Citrullus lanatus var. citrioides), auf Deutsch Zitronat-Wassermelone genannt und tatsächlich wie eine große, aber ovale Wassermelone aussehend, doch innen hellgelbgrünlich (die Frucht wird im September/Oktober geerntet und zu Marmelade oder Chutney verarbeitet, roh ist sie ungenießbar), und bekam zum Abschied nochmal ein Glas Confiture de citres geschenkt, mit einer Vanilleschote verfeinert, so dass ich beim Frühstück immer noch täglich an die Provence denke, auch eine Flasche Rosé wurde mir offeriert, ich ließ sie jedoch versehentlich im Küchenregal stehen, was mir sehr peinlich war, nun wird sie mir aufgehoben, bis ich nochmal hinfahre, denn ich soll unbedingt mal wieder vorbeikommen, auch wenn ich dort nicht Ferien mache, sondern nur auf dem Weg bin, und natürlich muss ich dann zum Essen bleiben bei der gastfreundlichen und großzügigen Madame und ihrem etwas zurückhaltenden Mann, die anscheinend noch nie Deutsche als Feriengäste hatten und sagten, mein Französisch sei besser als ihres, doch sie meinten sicher ihren südlichen Akzent, den ich ja nicht habe, doch ich liebe ihn, ach, la Provonngsse, ich gewöhnte mich daran, täglich rückwärts aus der Garage durch eine zugeparkte enge Hofeinfahrt in die schmale Gasse, die keinen Gegenverkehr zuließ, zu manövrieren, ohne Schäden zu verursachen,

lauschte auf der Terrasse und im Garten dem Mistral, schaute in den Himmel, vertrieb die unermüdlichen Mini-Ameisen auf dem Gartentisch, suchte auf einem abendlichen Spaziergang vergeblich den Esel, den ich oft hörte,

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fand jeden Morgen eine der Hauskatzen auf meinem täglich staubiger werdenden Auto oder schlafend und immer arrogant den Blickkontakt meidend auf der Ablage dahinter, ging meiner Arbeit drinnen oder draußen nach, wenn es nicht blendete,

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erklomm die Treppe ins Dorfzentrum und betrachtete Fassaden,

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entdeckte die gemeine Mauertaube und einen Brunnen,

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den Font di Felibre, wurde von einer Frau mit zwei Hunden und einer Katze angesprochen und von den Tieren einzeln begrüßt,

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fotografierte eine andere Katze in einer Luke, erfuhr von der Frau, dass das Tier 18 Jahre alt ist und noch Einiges mehr über die Hauseinwohner und vergaß, ein Gesamtbild des auf einem Hügel gelegenen Dorfes zu machen.

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15 Antworten zu Provenzalische Impressionen – Ausgangspunkt: Chateauneuf-de-Gadagne

  1. Xeniana schreibt:

    Ich will sofort nach Frankreich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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  2. Sofasophia schreibt:

    hey, so ähnlich hatten wir unser über-silvester-domizil gefunden, ähnlich abgelegen und nahe avignon. vive la france!!
    ein wunderbar stimmig bebilderter artikel!!

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  3. traeumerleswelt schreibt:

    das sieht sehr idyllisch und verträumt aus, dort könnte ich mich auch wohl fühlen 🙂 Und dann noch so verwöhnt zu werden.. einfach schön ! 🙂

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  4. karu02 schreibt:

    Sehnsuchtsfördernd und erinnerungsweckend ist Dein Artikel.

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  5. Stefan schreibt:

    Hat dies auf Vergangene Zeit rebloggt.

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  6. Lakritze schreibt:

    Das war aber mal ein schönes Gesamtbild

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  7. Pingback: Von village zu village: Le Thor | rotewelt

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