Einst weilte ich ein paar Tage im Fränkischen in einem „Fremdenzimmer mit eigener Schlachtung“. Ich überlebte. Vielleicht, weil ich mich abends an die blauen Zipfel wagte, ein Gericht der Ureinwohner. Doch am nächsten Morgen wurde ich auf der Straße von einem solchen etwas grob begrüßt mit den Worten „Bist a Preiß?!“ Insgesamt war es aber einladend dort, Essen und Trinken inbegriffen.
Noch immer laden Hotels und Pensionen in ländlichen deutschen Regionen in „Fremdenzimmer“ ein. Viele der Schilder wurden nie ausgewechselt. Sind Fremdenzimmer dasselbe wie Gästezimmer?
(Bildmotiv entdeckt am 25. Dezember 2014 in Burkheim am Kaiserstuhl)
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Wo der Gast König ist, sollte das Personal aus Prinzen und Prinzessinnen bestehen.
(Wilhelm Ludwig Wekhrlin)
Welche Schwelle du auch immer betrittst,
es möge jemand da sein,
der dich willkommen heißt
(Altirischer Segenswunsch)
Wärme wünscht, der vom Wege kommt
Mit erkaltetem Knie;
Mit Kost und Kleidern erquicke den Wandrer,
Der über Felsen fuhr.
(Edda, eine Sammlung isländischer Skaldenpoetik)
Wer sich selbst nährt, dem armen und freudlosen Fremdling aber die nötige Gastfreundschaft verweigert, der geht zu Hölle. Ein Hausvater soll seinen Gast ehren, ohne nach seinen Studien, seiner Schule, seinen Fähigkeiten und seiner Abkunft zu fragen.
(Aus Indien)
Wahre Gastfreundschaft besteht darin,
Gedanken bei sich zu empfangen.
(Peter Cerwenka)
Im Klosterstädtchen Hornbach bei uns daheim steht unter dem Hinweis Fremdenzimmer noch das Wort Zentralheizung. Schön gemalt auf eine uralte Eternit-Fassade.
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Auch schön! 🙂
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eine schöne Sammlung zur Gastfreundschaft ist das, liebe Rotewelt, aber ich fürchte fast, das gilt heute nur noch für zahlende Gäste, das Fremde läasst man vor der Türe?!
herzliche Grüsse vom Schneeberg Ulli
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Tja, Ulli, da hast du wohl leider Recht…, wobei ja gerade die letzten zwei Zitate sich auf alle „Gäste“ beziehen oder beziehen sollten…
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Auch als Gast bleibe ich eine Fremde; die Andere im Gewohnten. Außerdem muss ich zahlen fürs Geduldetwerden, bin also eher eine Kundin?
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Aber auch wenn man die Andere im Gewohnten ist, müsste man ja nicht fremd bleiben. Doch anscheinend ist es so. Jedenfalls wenn man kein Geld mitbringt… Und dann wäre man wirklich eher Kunde. Danke für’s Weiterspinnen, Karu.
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Ja, die Erfindung des „Gastes“ scheint noch nicht so lange zurückzuliegen. Karu hat da ganz recht: der aus der Fremde Hinzugekommene bleibt fremd, egal, ob er für einige Tage zahlend verweilt oder in die meist kleine Gemeinschaft eines Dorfes einzieht.
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Das kann auch in Städten so sein, vor allem, wenn man nicht den ortsüblichen Dialekt oder gar gar keinen spricht. Schade ist das. Ich schrieb ja mal, dass eine Bielefelderin es in Freiburg acht Jahre versucht hat und dann zurückging, weil sie weder privat noch beruflich hier ein Bein auf die Erde bekommen hat. Damals musste ich lachen, da zog ich her. Und nun nach fast sieben Jahren – ein Zyklus geht vorbei – bin ich zwar immer noch hier, aber warm geworden bin ich hier auch nicht.
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