Was tun und wohin?

Schon lange lagen mir so viele Worte auf der Zunge, doch bis zur Tastatur fanden sie es nicht. Auch jetzt bin ich nicht besonders gesprächig, so kommt mir nur wenig über die Lippen in diesen Tagen und all das auch wenig präzise.

Ich bin müde, das Weltgeschehen strengt mich an und erschöpft mich, wenigstens seit zwei, drei Jahren, seit ich eine allgemeine Änderung verspüre. Dass Macron der neue französische Präsident werden würde, war ja klar und wurde schon lange vorbereitet. Die Deutschen jubeln und Brüssel jubelt auch. Alle, pardon, viele freuen sich, dass die rechte Marine Le Pen es nicht geschafft hat. Auch ich bin froh und erleichtert darüber, doch für Freude sehe ich trotzdem keinen Anlass. Pest oder Cholera, das scheint neuerdings bei Wahlen übrigzubleiben.

Schade, dass Mélenchon und Hamon sich nicht zusammengetan hatten im Vorhinein, sonst hätte Mélenchon (hierzulande als extremer Linker bezeichnet) vielleicht im Finale gestanden gegen Le Pen oder Macron. Nun hat Macron das Rennen gemacht, wie vorhergesagt und medial herbeibewirkt. So jung, so modern, so europafreundlich und trotzdem für „Reformen“, wow, was für ein Kerl, der für mich nur ein ferngesteuerter Milchbubi ist, pardon, und damit meine ich keine Geheimdienste oder so. Er sieht gut aus, er kann so schön lächeln, sagten viele Franzosen. Dabei sind seine Augen eiskalt.

Heute erklang es in den deutschen TV-Leitmedien, er sei ja so ehrlich und authentisch. Zum Glück dreht sich mein Magen nicht so schnell um. Na ja, wie auch immer, nun haben die Franzosen einen ehemaligen Rothschild-Investmentbanker als Präsidenten. Am meisten lachen muss ich immer darüber, dass die deutschen Medien ihn permanent und ziemlich unverfroren als „sozialliberal“ oder „linksliberal“ bezeichnen. Wo dieser „Politiker“ sozial oder gar links sein soll, erschließt sich wohl niemandem, der sich etwas näher mit ihm befasst. Selbst er bezeichnet sich nicht so. Nun, er will Steuererleichterungen für die Reichen, Stellen im Öffentlichen Dienst streichen und wer weiß, wo sonst noch, weniger Schulden machen und gleichzeitig, trotz einiger Kritikpunkte an Deutschland als europäischem Oberfinanzaufseher, mit Mutti zusammenarbeiten.

Wie gesagt, mein Magen dreht sich nicht so schnell um, aber dass es mit Frankreich, Deutschland und Europa nun weiter bergab gehen wird, macht mir schon zu schaffen. Die Armen und auch die Mittelschicht werden weitere Einbußen erleiden müssen. Aufwärts geht es nur mit den Spitzenmanagern, der Wirtschaft und der Finanzwelt. Mit allen anderen geht es abwärts. Schöne neue Welt.

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16 Antworten zu Was tun und wohin?

  1. Publicviewer schreibt:

    Le Pen hätte den Karren schneller an die Wand gefahren… 😉

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    • rotewelt schreibt:

      Stimmt. Auch sie, die ja so sozial tut, ist es ja nicht und denkt auch nur an sich. Aber ich fürchte, nach Macrons Sieg wird sie die nächsten Wahlen gewinnen, wenn sich die anderen Parteien nicht enorm anstrengen.

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  2. aquasdemarco schreibt:

    Seufz, jedes Mal, wenn ich Lindner sehe, denke ich an Machron, es ist so einfach Wahlen zu gewinnen.
    Ja ein spannende Zeit, vielleicht sollten sich die Linken mal einen anderen Namen verpassen.
    Aber auch dann wir das „Kapital“ einen weg finden.
    Nur Obacht, der Faden von dem sie sich nähren ist dünner geworden und wenn sie anfangen zu schaukeln, kann er schnell reißen.
    In Frankreich haben sie ja Erfahrung damit.
    Ich trink jetzt erstmal nen Espresso☕️😉
    Geht uns doch gut

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    • rotewelt schreibt:

      Ja, es ist einfach, weil das Volk sich so prima verschaukeln lässt und alles glaubt, was die Nachrichten sagen, die gern die Hälfte der Wahrheit verschweigen. Wenn ich nur an die unsäglichen Talkshows mit Will, Maischberger und Illner denke, die manchmal noch einen kritischen Geist einladen, nur um ihn dann gemeinsam mit den anderen Eingeladenen, die auf Linie sind, schnell mundtot zu machen oder sogar zu diffamieren… Wer das nicht als gezielte Manipulation erkennt, tut mir leid. Aber wenn man das deutsche Bildungssystem sieht, das keinen Aufstieg ermöglicht und darauf aus ist, die Gesellschaft dumm zu halten, muss man sich nicht wundern. Ja, es geht uns gut, so wird es uns täglich eingehämmert. Wie lange das noch gut geht, ist die Frage. Danke dir für den Kommentar, Aquas. 🙂

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  3. Uffnik schreibt:

    Spüre ich da etwa Resignation?

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  4. Peter Schräder schreibt:

    Schade, dass du dies nicht mehr auf Facebook postest 😉

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  5. rotewelt schreibt:

    Das einzig Gute an Macron ist für mich, dass er in Sachen Europapolitik Merkel und Schäuble auf die Füße treten will, die sollten nämlich mal ihre oberlehrerhafte Arroganz anderen Ländern gegenüber ablegen und etwas Gegenwind würde ich ihnen gönnen. Ansonsten finde ich die europäischen Pläne des Investmentbankers sehr zweifelhaft, vor allem, dass er die Idee der Etablierung eines europäischen Finanzminister umsetzen möchte… Es reicht doch schon, dass ein einzelner Mann, der EZB-Präsident Mario Draghi, dafür gesorgt hat, dass sich Sparen nicht mehr lohnt bzw. nur noch für die sowieso Reichen, die es sich leisten können, in Aktien zu investieren, was für den kleinen und mittleren Sparer zu risikoreich ist.

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  6. traeumerleswelt schreibt:

    Bleibt nur zu hoffen, dass er bei der nächsten Parlamentswahl genug Abgeordnete als Mitstreiter findet, sonst gibt’s es bei der nächsten Präsidentenwahl wohl doch eine ‚Dame‘ als Siegerin..

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    • rotewelt schreibt:

      Ja, dass die „Dame“ das nächste Mal gewinnt, ist zu befürchten… Dass viele Franzosen weder die Rassistin noch den Banker wollten, lässt immerhin noch hoffen: Die Wahlbeteiligung war wohl die niedrigste seit 1969. Außerdem haben sich bei der Wahl zwölf Millionen enthalten (wozu Melanchon ja auch aufgerufen hatte, schade, dass er nicht gegen Macron oder Le Pen zur Wahl stand, es fehlte ihm ja im ersten Wahlgang gar nicht soviel) und 4,2 Millionen haben ungültig gestimmt, so scheint es – eine ganze Menge.

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      • traeumerleswelt schreibt:

        ..die Hoffnung stirbt zuletzt ! Das Elsass (für mich wird es immer so heissen, obwohl wir offiziell jetzt in der Region Grand Est wohnen) war ja schon immer rechts. 🙂

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        • rotewelt schreibt:

          Tja… Aber ob Macron die Alternative zu rechts ist, ist die Frage. Er verachtet ja das niedere Volk und ist ein Vertreter der Hochfinanz. Und zu allem Übel findet auch Martin Schulz ihn ganz toll. Schönes Europa, schöne neue Welt…

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  7. sunflower22a schreibt:

    Macron wird enden wie Hollande. Le Pen braucht beim nächsten Mal nur 1 Wahl. Die Linken sind nicht in der Lage, sich auf eine Politik und einen Kandidaten zu einigen. Traurig.

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