Le grand feu, la grande fureur et la grande tristesse

Man ist es ja schon fast gewohnt, dass jeden Sommer in Südeuropa Feuer ausbrechen. Nun hat es meine zwei Lieblingsorte in Südfrankreich an der Côte d’Azur erwischt: die Gegend um La Croix-Valmer/Gigaro und die Küste bei Bormes les Mimosas. Das nimmt mich nun doch besonders mit.

Wie friedlich der kleine Weiler Cabasson bei Bormes les Mimosas doch immer war. https://rotewelt.wordpress.com/2015/01/05/hameau-de-cabasson-bormes-les-mimosas/

Jetzt wurden in der Gegend 10.000 Menschen wegen der „ausgebrochenen“ Waldbrände evakuiert. Ob es auch das schöne Weingut ganz in der Nähe des Fort de Brégançon erwischt hat?

Auch mein allerliebster Ort an der Côte ist schwer betroffen. Hier Impressionen des Oktoberurlaubs 2014.

Ende September dieses Jahres fahren wir genau dorthin, in das gleiche Haus. Von der Terrasse des kleinen Reihen-Mas, versteckt im Grünen auf dem Hügel, hatte man den schönsten Blick auf die Ausläufer des Naturschutzgebiets am Cap Lardier, auf die saftig grünen Pinienhaine. Vielleicht schaut man jetzt nur noch auf verkohlte Baumstümpfe. Die Hausverwalterin deutete schon an, dass die Zerstörung der Natur immens ist. Ein bisschen Angst habe ich vor dem Urlaub. Wie trist müssen auch die Spaziergänge entlang der Küste nun sein, mit all der verbrannten Erde? Sollte der Anblick unerträglich sein, würde ich nicht bleiben wollen, zu schmerzhaft.

Links unten im Video des Twitterers Mario M. Marti unser Lieblingsrestaurant am Strand von Gigaro. Links oben die versteckt liegenden kleinen Ferienhäuschen – mal mit Blick auf die saftig grünen Pinien. Nein, ich versinke nicht in Selbstmitleid, weil meine Urlaubsfreuden voraussichtlich getrübt sein werden. Es gibt auch andere schöne Reiseziele in anderen Ländern und ich will da jetzt durch, die Unterkunft ist ja schließlich gebucht. Ich bin vor allem wütend und tieftraurig über die Zerstörung der für mich schönsten – und noch unverdorbenen, weil geschützten Küstenlandschaften der Côte d’Azur.

Mir kann niemand erzählen, dass es nur die andauernde Trockenheit ist, die die Brände auslöst und ein paar Zigarettenkippen, die sehr dumme Menschen auf den Boden fallen lassen. Es können auch nicht nur Pyromanen sein. So viele Brände gleichzeitig in Südfrankreich und oft beginnen sie am Abend, in der Dunkelheit, wenn die Löschflugzeuge nicht mehr fliegen können und die – beabsichtigte? – Zerstörung umso größer sein wird. Was für Menschen sind das nur, die die Auslöschung der schönsten Landschaften auslösen, auch in Portugal, Italien und Spanien? Die weder Respekt gegenüber der Natur noch Mitleid mit den Menschen haben, sondern sich vielleicht ganz groß fühlen, wenn sie hören, dass schon 5000 Hektar vernichtet sind. Der Mistral und andere Winde fachen weiter an, sind aber wohl kaum die Auslöser.

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21 Antworten zu Le grand feu, la grande fureur et la grande tristesse

  1. Gabriele schreibt:

    Liebe rotewelt, heute haben wir von unseren Ferienhausvermietern erfahren, dass es Cabasson noch gibt. Viel hätte wohl nicht gefehlt und der Ort wäre Opfer des Feuers geworden. Kurz vor dem Ortseingang bei den Mülltonnen konnten die Flammen mit den Löschflugzeugen gestoppt werden. Ganz Cabasson wurde nachts um 3 Uhr evakuiert. Sie mussten runter zum Fort de Bregancon und wurden von da aus mit Schiffen nach Bormes gebracht. Uns geht es da wie dir, wir fahren Anfang September und fragen uns was uns dort erwarten wird. Überall verbrannte Erde? Es ist so eine wunderschöne Landschaft und es ist traurig, was da für Mensch und Tier passiert. Die Polizei ermittelt, die Brände wurden angeblich durch Zigarettenkippen auf einem Campingplatz in La Londe ausgelöst. Bei Temperaturen um 38 Grad wäre das kein Wunder. Und der Mistral hat noch sein Übriges dazu beigetragen.

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    • rotewelt schreibt:

      Liebe Gabriele, ja, das ist einfach schrecklich – und wie du sagst, für Mensch und Tier. Und was für eine Evakuierungsaktion! Ich sehe das alles vor mir. Ich bin froh, dass der hübsche alte Weiler wenigstens verschont wurde, aber soviel einzigartig schöne Landschaft wurde zerstört – unwiderbringlich, denn so wie es war, kann man es nicht wieder „aufforsten“. Die Menschen sind einfach zu blöd, bei diesem trockenen Wetter mit dem Feuer zu spielen, im wahrsten Sinn des Wortes. Es soll vorher vier Wochen keinen Tropfen geregnet haben, da wirft man keine Kippen auf den Boden. Danke dir, dass du mich über Cabasson informiert hast! Jedenfalls fahre ich diesmal mit einem mulmigen Gefühl in Urlaub. Sollte alles etwas geisterhaft aussehen, müssen wir uns neue Lieblingsorte aussuchen… Liebe Grüße, Ute

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      • rotewelt schreibt:

        PS: Aber ich jammere auf hohem Niveau – wir sind nur ein paar Wochen dort, die Einwohner haben das Bild der Zerstörung jeden Tag vor Augen.

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      • Gabriele schreibt:

        Liebe Ute, du hast recht. Das ist jammern auf hohem Niveau, aber irgendwann nach so vielen Jahren füllt man sich sehr mit dieser Gegend verbunden. Mir tun die Bewohner dieses kleinen Weilers auch sehr leid. Ich musste dabei direkt an unsere ehemahlige Vermieterin denken, die mit ihren mittlerweile 96 Jahren auch diesem Stress der Evakuierung ausgesetzt war. Es ist wirklich eine Schande, wie gewissen-und gedankenlos manche Menschen sein können. Ganz liebe Grüsse, Gaby

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        • rotewelt schreibt:

          Ja, liebe Gaby, das stimmt, man fühlt sich verbunden mit einem Ort, an dem man so oft und so gerne war. Und deshalb dürfen auch wir als Touristen traurig sein. Ich habe gerade eben im Internet Fotos und Videos sowohl von den Schäden bei Bormes als auch Gigaro gesehen und unsere Vermieterin antwortete mir auch, dass man wohl „ein wenig“ sähe vom Ferienhaus aus, das war noch vorsichtig ausgedrückt nach den Bildern, die ich mir angeschaut habe. Mir ist wirklich zum Heulen, weil soviel Natur zerstört wurde. So ein Pinienwald braucht 100 Jahre, um nachzuwachsen. Die Steineichen brauchen weniger lange, aber da ist ja noch die Garrigue gewesen und vieles mehr und man die Natur nicht einfach „nachbauen“. Einwohner aus Bormes sagten, nun würden die Zikaden nicht mehr singen… und auch die Herman-Schildkröte (bzw. die wenigen Restexemplare dieser Gattung, die nur an zwei Stellen in Frankreich heimisch sind), ist nun gänzlich vom Aussterben bedroht. Nach dem Feuer hat man die Kadaver all der verbrannten Tiere eingesammelt. Ich habe große Hochachtung von den Feuerwehrleuten und allen anderen Helfern. Ganz liebe Grüße zurück, Ute

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          • Gabriele schreibt:

            Liebe Ute, unsere Vermieterin sprach auch davon, dass die Natur“ sich schnell schnell wieder regenerieren würde. Aber wahrschenlich müssen sie das als Betroffene für sich so sehen, sonst kommt man gar nicht damit klar. Wir fahren jetzt erst einmal am 10 September nach Cabasson und sind dankbar, dass das durch all die Leute, die dort im Einsatz waren überhaupt möglich ist. GlG, Gaby

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          • rotewelt schreibt:

            Ja, vermutlich sagen sie sich das aus Selbstschutz. Außerdem muss man auf gut Wetter machen, denn inzwischen wurden an der Côte viele Urlaubsbuchungen storniert. Du kannst ja nach eurem Urlaub mal hier oder per Mail berichten. Ende September fahren wir dann selbst und machen uns ein Bild. Dir auch nochmal liebe Grüße, Ute

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    • rotewelt schreibt:

      Danke dir für den Link. Weiter oben war also ein 14-Jähriger für viele Brände verantwortlich – unglaublich! Und wie ich sehe, können Jugendliche in Frankreich 15 Jahre Knast kriegen, das ist in Deutschland gar nicht möglich.
      Bei einigen Bränden, zum Beispiel eben in den in meinem Beitrag genannten Regionen könnte ich mir mittlerweile vorstellen, dass es kein „Dummejungenstreich“ war, sondern vielleicht sogar die Machenschaften krimineller Immobilienhaie. In Naturschutzgebieten darf nicht gebaut werden (oberhalb der Mas de Gigaro, von wo ein Feuer ausging, gab es jedoch Pläne, die bisher nicht genehmigt wurden, zumal der Bürgermeister von La Croix-Valmer sehr auf Erhaltung der Natur setzt). Brennt jedoch die ganze Vegetation nieder, ist da nichts mehr, was man schützen kann… Das Naturschutzgebiet soll aufgeforstet werden, aber wer weiß, ob das geschieht. Es sieht ja so trist aus und es wird so lange dauern, dass die Gemeinde vielleicht letztlich einknickt und alles als Bauland genehmigt… Dann könnten Häuser, Viellen gebaut werden, mit ein wenig Grün herum und manche Leute würden gut daran verdienen…

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  2. richensa schreibt:

    Liebe rotewelt,
    ich hoffe, dass du deinen Urlaub doch antrittst und so weit wie möglich genießen kannst. Wir haben hier in der Region eine Ecke, wo es vor drei oder vier Jahren heftig gebrannt hat: die Natur hat sich inzwischen viel zurückerobert, auch wenn die schwarzen Stümpfe der größeren Bäume noch herausragen.
    Immerhin kann ein Naturschutzgebiet auch in Frankreich nicht so schnell umfirmiert werden… die verstehen was von Bürokratie 😉

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    • rotewelt schreibt:

      Liebe Richensa,
      natürlich trete ich den Urlaub an, wenngleich ich mittlerweile auf einer Karte das wahre Grauen gesehen habe und weiß, dass ich meinen Stuhl auf der Terrasse in eine bestimmte Richtung drehen muss. Danke auch für deine Ermutigung, ich habe es früher mal selbst schon gesehen, dass ein, zwei Jahre nach einem Feuer zumindest der Boden wieder grün wird, auch wenn die schwarzen Baumskelette vestören. Und was die Naturschutztgebiete betrifft: Am oberen Rand sollten neue Villen gebaut werden, doch der Bürgermeister wollte es nicht. Nun heißt es zwar immer noch, dass das Naturschutzgebiet – wirklich ein Traum, nicht umsonst mag ich die Region so – aufgeforstet werden soll, aber wer weiß, was noch passiert. Denn alles bisher Schützenswerte ist ja nun calciné. Na, ich hoffe mit dir.

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  3. Ulli schreibt:

    bin gespannt was du berichten wirst!
    Erst einmal ist dieses Feuerlegen traurig und mir unverständlich!

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    • Gabriele Niederhauser schreibt:

      Liebe Ute, wir sind seit letztem Sonntag wieder zurück. Eigentlich wollte ich direkt schreiben, habe auch schon etliche Male begonnen. Wie soll man das Gesehene beschreiben? Erst einmal, das Weingut Malherbe, das Chateau Bregancon mit seinen Weinreben und Cabasson bestehen noch und das ist wirklich der Arbeit der Pompiers und der Löschflugzeuge zu verdanken. Eigentlich ein Wunder, denn unmittelbar vor dem ersten Haus in Cabasson gibt es schwarze Erde und verbrannte Bäume. Ebenso hinter dem Chateau de Bregancon. Für uns alle am Schlimmsten war die Fahrt über den Pas de la Griotte. Anstelle der sonst so üppigen Vegetation erwartete uns jetzt nur noch über eine lange Strecke verbrannte Erde. In dem Moment wird einem so richtig bewusst, dass die Bewohner gar keine andere Möglichkeit hatten, als über das Meer gerettet zu werden…..Wir waren trotzdem froh, diese Urlaubsreise unternommen zu haben, man gewöhnt sich zwar nicht an den Anblick, aber man muss auch an die Menschen denken, die dort immer leben und mit der Situation leben müssen….Ich wünsche dir trotz allem erholsame Ferien. LG, Gaby

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      • rotewelt schreibt:

        Liebe Gaby, danke für deine Eindrücke. Ich habe im Internet schon diverse Videos auch über den Pas de la Griotte gesehen – das Grauen! Und offenbar waren die Fluchtwege über Straßen für die Bewohner abgeschnitten. Ich hoffe, von eurem Feriendomizil aus hattet ihr keinen Blick auf verkohlte Bäume? Während ich dies schreibe und aus der Balkontür schaue, sehe ich den verkohlten Hügel. Ja, man gewöhnt sich nicht daran, aber allmählich starre ich nicht mehr ständig hin. Und auf der Terrasse kann man die Stühle und Liegen ein wenig seitwärts drehen und schaut wie früher auf grüne Schirmpinien. Schön, dass das Weingut samt Reben und auch das Fort noch stehen. Wir werden sicher einmal dorthin fahren. Danke für deine Urlaubswünsche und liebe Grüße, Ute

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      • rotewelt schreibt:

        Hast du Fotos gemacht, Gaby? Wir sind die Straße auch gefahren und ich fühlte mich nicht in der Lage, die Kamera zu zücken. Augen zu und durch. Ich kann es nicht erklären, wo ich doch sonst immer Eindrücke festhalte. Auch am Strand war es schlimm, denn das Feuer reichte ja bis dorthin, was ich nicht wusste. Es war ein düsterer Ausflug, der noch eine Weile nachhallte – das war nun doch eine Stufe härter als am Cap Lardier, wo wir Urlaub machten, wenngleich mit direktem Blick auf die verkohlten Hügel. Am Weingut Malherbe (in Cabasson), das überlebt hat, aber doch von den Wunden umzingelt ist, haben wir gehalten und ein paar Flaschen gekauft. Man war dort noch sichtlich gefangen-schockiert von den Eindrücken und der Evakuierung. Kaum vorstellbar, dass ich mal in Cabasson Urlaub gemacht habe, denn wer heute dorthin fährt, muss kilometerlang durch verbrannte Erde – auch die Anwohner, denn im Ort gibt es ja keine Läden. Und wie du sagtest, das Feuer wurde exakt auf Höhe der Müllcontainer gestoppt. Schaurig.

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        • Gabriele Niederhauser schreibt:

          Liebe Ute, es ist so, wie du gesagt hast, man fährt, weil man nicht die Wahl hat praktisch jeden Tag durch diesen vorher so schönen Flecken Erde und kann es jedes Mal kaum glauben. Meine Töchter haben Photo’s gemacht, ich mochte nicht….Ich habe in den ganzen Jahren, die wir jetzt nach Cabasson fahren dort noch nie so viele Auto’s gesehen, mit Menschen, die offensichtlich nur gekommen waren, um Photo’s zu machen. Eigentlich paradox, die schwarze Erde ist anscheinend faszinierender, als die schöne Landschaft vorher….Ich muss zugeben, ich war sehr froh, dass man von unserem Ferienhaus nichts von
          den Verwüstungen des Feuer’s sehen konnte. Schlimm genug, jeden Tag durch diese tote Landschaft zu fahren, um z.B, nach Bormes oder Le Lavandou zu kommen. Mich wundert immer noch, wie die Pompiers und Löschflugzeuge es geschafft haben, das Dorf, sowie auch das Chateau de Bregancon zu retten, denn auch dort war das Feuer so nah dran. Ich hoffe, dass du trotzdem auch schöne Momente auf deiner Reise erlebt hast, wie wir auch. LG, Gaby

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    • rotewelt schreibt:

      Liebe Ulli, ja, es ist traurig und mich packt die Wut, wenn ich an die „Zündler“, harmlos ausgedrückt, denke. Hier handelte es sich wohl tatsächlich um Brandstiftung mit dem Ziel, das Naturschutzgebiet komplett zu zerstören, um darauf zu spekulieren, dass es als Bauland freigegeben wird.

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      • Ulli schreibt:

        Liebe Ute, einfach nur ätzend! Ach Mensch, was bist du für ein Untier 😦
        ich hoffe dennoch, dass du auch Schönes erlebst!

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        • rotewelt schreibt:

          Ja, man muss das „ausblenden“ und sicher erlebe ich trotzdem Schönes, ist ja ein schönes Fleckchen Erde hier! Aber wieso bin ich ein Untier…? Grübel…

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        • rotewelt schreibt:

          Ach so, du meintest den Menschen an sich – ja, das muss man so sagen, der Mensch kann ein Untier sein. Absolut skrupellos und getrieben von purer Geldgier in diesem Fall. Wenn der Mistral sich gedreht hätte, hätten Menschen sterben und viele Häuser verbrennen können – gar nicht vorzustellen. Die Bewohner hier wurden zweimal evakuiert und es dauerte eine ganze Woche, bis die Feuerwehr alle Flammen erstickt hatte.

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