Gestern Abend begann es zu schneien, trotzdem war ich überrascht, heute früh beim Blick aus dem Fenster eine verschneite Stadtlandschaft vorzufinden. Das erste Mal in diesem „Winter“, der meteorologisch ja schon ein Frühling sein soll.
Zum Glück habe ich nicht gerade Kehrwoche, doch selbst dann hätte ich nichts zu tun gehabt, denn seltsamerweise waren Straßen und Gehwege frei, während der Schnee auf Haus- und Autodächern eine dicke Decke bildete.
Mittags gelüstete es mich dann, den alten Friedhof zu besuchen, denn in den letzten Jahren hat es in Freiburg kaum geschneit oder der Schnee blieb nie liegen, also streunte ich los, um vielleicht ein paar Fotomotive zu finden.
Eigentlich lächerlich, denn seit ich hier lebe, habe ich auf dem Friedhof sicher schon jeden Engel, jeden Grabstein, jedes Kreuz, jeden Weg und Baum zehnmal abgelichtet. Trotzdem verlockt dieser zauberhafte Ort, der irgendwie außer der Zeit liegt, immer wieder dazu, ihn zu besuchen und je nach Licht und Jahreszeit erscheint dann doch alles wieder neu. Ich habe schon öfter überlegt, wann ich diesen parkartigen Friedhof am schönsten finde – im blühenden Frühling, im wild überwucherten Sommer, im rot leuchtenden Herbst oder im Winter – und ich habe dem Winter die Medaille gegeben, sofern verschneit, denn entrückter und romantischer als dann ist dieses Fleckchen Erde nie.
Heute war es sehr dunkel, kein Sonnenstrahl drang durch den bedeckten Himmel. Auch das Gefühl war so: nicht nur still und gedämpft, wie immer bei Schnee, sondern auch ein wenig schwer, aber nicht unangenehm. Eher wie eine Schwere, die zum Ausruhen und Innehalten einlädt.
Auch die schon gesprossenen Frühlingsblüten hatten es etwas schwer, denn sie waren mit Schnee bedeckt. Schneeglöckchen und Krokusse waren unsichtbar, weil eingehüllt, nur die größeren Narzissen zeigten sich noch, wenngleich sie demütig die Köpfe gesenkt hielten.
Die frühen wackeren Strauch- und Baumblüher werden es hoffentlich überleben.
Auf den fast dunklen Wegen war ich dennoch nicht allein, ich traf drei Männer mit Kameras und ein paar Nur-Spaziergänger, die ich allerdings nicht fotografierte.
Gemeinsam fotografierten wir die immer fotogene geheimnisvolle Caroline Walter, deren Grab über das ganze Jahr ebenso geheimnisvoll – wer ist der oder die Unbekannte? – geschmückt ist.
Aber dann gibt es ja noch die unzähligen wunderschönen Kreuze, filigran aus Eisen gefertigt…
… oder aus Sandstein, ebenso wie viele Grabmale…
…mit Engeln und anderen Figuren, die der Schnee noch sanfter erscheinen lässt.
Ja, immer wieder der Schnee. So vergänglich…
Durchgefroren und mit klammen roten Händen, wenn auch ohne Eiszapfen, rannte ich nach Hause, doch schön erfrischt und froh über die Eindrücke, die dann doch nicht immer gleich sind.
Ich bin gerade letzte Woche zum zweiten Mal auf dem Friedhof gewesen, welch ein Unterschied! Bei mir war es Frühling pur, bei dir nun wieder Winterkleid, das ihm aber auch richtig gut steht!
Herzliche Grüße, Ulli
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Ja, habe ich, ich antworte dir auch bald. Eigentlich hatte ich auch vor, den Frühlings-Friedhof zu besuchen, doch da war plötzlich der Winter zurück. Liebe Grüße, Ute
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On reste subjugué et admiratif devant la beauté de ces images, quand la terre revêt sa magnifique blancheur d’une douceur immortelle, grâce aux flocons de neige tombés comme un rêve du ciel ! Merci pour cet enchantement ! 🙂
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De rien. 🙂 Tja, man muss auf der Hut sein, um Schneebilder zu erwischen.
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