Dieser Artikel spricht mir aus der Seele:
https://www.rubikon.news/artikel/kollektiver-individualismus
Ich finde es geradezu lächerlich und grotesk, was derzeit passiert, von leicht zu manipulierenden Schülern propagiert und von deren Eltern übernommen wird: Das Postulat auf Verzicht, Selbstkasteiung und Einschränkung der Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen. All das, was zum Teil auch die Grünen postulieren, hat schon Tendenzen einer Ökodiktatur. Die Frage „Wie könnt ihr es wagen“ ist meiner Meinung nach eher hier angebracht. Und den – scheinbaren – Verzicht fordern meist auch nur die Sprösslinge der Wohlhabenderen, denn die FFF-Protagonisten kommen meist aus bürgerlichen akademisch gebildeten Familien, die tatsächlich oft Flugreisen machen, den SUV für die Schulfahrten der verwöhnten Kinder in der Garage haben, während die weniger Privilegierten versuchen müssen durchzukommen und ganz andere soziale und finanzielle Probleme haben, wovon der Klimadiskussion so trefflich abgelenkt wird. Hony soit qui mal y pense. Und: Was nützt es, wenn ich kein in Plastik verpacktes Gemüse oder eingeflogene Avocados kaufe, wenn es trotzdem weiter hergestellt und gehandelt wird und der Müll im Meer landet (genau, wir bestimmen eben nicht allein oder hauptsächlich das Angebot). Was nützt das Verbot von Plastiktüten in Supermärkten, die lange halten, und das Gebot von Papiertüten, die schnell kaputtgehen und eben im Müll landen und zu deren Herstellung Monokulturen von Bäumen gepflanzt oder aber anderswo wertvoller Baumbestand abgeholzt wird? Und die Umstellung der Produktion von den angeblich sooo umweltverträglichen Elektroautos (woher kommt denn das Lithium, woher der Strom?) macht Tausende von Mitarbeitern arbeitslos. Außerdem werden Elektroautos Umfragen zufolge meist als Zweitwagen angeschafft – der Verkehr und die Umweltbelastung nehmen also sogar zu!
Wer sich selbst die Freiheit rauben lässt, ist selber schuld. Die Problemverursacher – Wirtschaft und Politik – sitzen woanders und dürften sich ins Fäustchen lachen. Aber die Deutschen sind ja in allem extrem, denken wie die autistische Greta, deren Jugend angeblich kaputtgemacht wurde (oh my god), nur schwarzweiß, lassen sich Vorschriften machen, reglementieren und kontrollieren selbst gern und überwachen auch schon mal ihre Mitmenschen. Kennt man aus der Geschichte und nicht nur einmal. Was als Fake News gebrandmarkt wird, ist oft nur unwillkommene Systemkritik. Gelobt sei, wer sich noch traut, selber zu denken und sich geistige Unabhängigkeit bewahrt.
Übrigens hätte das Wort Klimahysterie meiner Meinung nach eher als Wort des Jahres getaugt denn als Unwort.
Ja, dieser Artikel spricht auch mir aus der Seele.
So viele Augenwischereien mit Methode und das seit Jahrzehnten und alle machen mit, auch die Ökos und die im Speziellen …
Kennst du von Juli Zeh „Corpus delicti“? In diesem Buch treibt sie die Selbstoptimierung und ihre Folgen auf die Spitze – ich fand es sehr lesenswert!
Liebe Grüße
Ulli
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Das Buch kenne ich noch nicht, habe bisher von Juli Zeh nur „Adler und Engel“ gelesen. Aber der Selbstoptimierungswahn hat sicher auch mit der neuerdings themenübergreifenden Tendenz, beim einzelnen Schuldgefühle zu erzeugen, zu tun. Danke dir und liebe Grüße, Ute
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„Adler und Engel“ kenne ich nun wiederum nicht. Hat es dir gefallen?
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Mir nicht, ich finde es gut das sich meine Kinder Gedanken machen, und manchmal auf die Demos gehen und sich engagieren, ich hab es damals gegen die Atomkraft ebenso gemacht, klar können sie nicht die volle Komplexität durchschauen, von Kapitalismus, Konsum, Globalisierung etc., da haben so Einige Probleme es zu verstehen.
Polemik ist scheinbar ein Zeitgeist im Moment, aber hilft nicht zwingend weiter.
Wir sind hier im Diskurs, auch mit Mitschülern meiner Kinder.
Es ist ja jederzeit möglich mal zu einer Demo zu gehen und selbst in den Diskurs zu treten.
Einen SUV fahre ich nicht, nur Rad.
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Also den Artikel der verlinkt ist, würde ich in einigen Sachen beipflichten.
Was mir fehlt ist ein Ansatz, welche Vorschläge, Ideen der Autor denn hätte, das System zu ändern.
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Letzteres ist wohl die schwierigste Frage, zumal so wenige Poltiker und recht nicht die Wirtschaft daran interessiert sind, das System zu ändern. Tja… Ich bin in dieser Frage, ehrlich gesagt, eher pessimistisch.
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Welches System genau?
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Natürlich haben wohl weder der Autor des verlinkten Artikels noch ich etwas dagegen, dass sich die Kinder, die Jugend Gedanken macht, im Gegenteil. Darum geht es ja auch gar nicht. Und: Ausnahmen bestätigen nur die Regel. 😉
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Aber um was geht es und wie darf denn eine gewünschte Veränderung, Lösung aussehen?
Klar kann man den Kinder vorwerfen das sie sich Gedanken machen und nach der eigenen Meinung nicht richtig sind, man kann die Idee äußern sie werden instrumentalisiert, aber hier darf man dann auch nennen, wer es der eigenen Meinung denn sein soll.
Ich frage mich nur persönlich warum es bei diesen und anderen Gesellschaftlichen Themen oft polemisch wird. Im Grunde schade, denn Polemik verhindert sachlich spannende und konstruktive Debatten und Diskurse.
Auch über Autismus bei Kindern und Jugendlichen lohnt es zu sprechen, es kommt auf die Wahl der Worte und den Respekt zueinander an.
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Wo stößt dir denn hier Polemik auf?
Um was es geht: um das Verursacherprinzip, um den ungebremsten Kapitalismus, dem die Umwelt piepegal ist. Da darf man schon mal polemisch werden, falls du das meinst, finde ich.
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Nun der war auch Thema auf den Freitagsdemonstrationen die ich besuchte.
Es lohnt mal selbst, falls noch nicht geschehen, eine dieser Demonstrationen zu besuchen.
Ich glaube auch jede dieser Versammlungen hat einen unterschiedlichen Charakter, da es keine zentralistischen, vorgegebenen Inhalte gibt.
Diese zu behaupten ist natürlich möglich.
Aber ich kann nur meine Wahrnehmungen wiedergeben, von den Veranstaltungen in meiner Heimat.
Wahrgenommen habe ich auch, das die jungen Demonstranten anders ticken als die Jugend der 70/80 er, da ist viel „Fashion“ und ein Tendenz zur Abgrenzung für mich spürbar, aber dieses ist auch mit der Sozialisation die Jugend für mich erklärbar.
Schön und gut ist es ins Gespräch miteinander zu kommen, Gesellschaft funktioniert nur zusammen.
Und ich darf für meinen Eindruck zugeben, das es immer schwerer wird.
Durch Zuwanderung, Religion und daraus bedingt unterschiedlicher Erziehung und Weltanschauung.
Aus diesem Grund dürfen wir mehr Augenmerk auf unsere Worte legen, so steht schon in der Bibel „ am Anfang war das Wort“.
Ich hoffe meine Worte hier sind ohne Fehler, da gerade beim Espresso smart eingetippt.
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Was der Artikel ja indirekt auch anspricht, ist, dass das tatsächlich sehr dringliche ökologische Problem in der Klimadebatte untergeht. Ökologisch denken heißt: sowohl im Nahen als auch im Weltganzen denken. Die Erde mit ihrer Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt als Einheit zu sehen. Ob nun Plastik oder Papiertüten, Elektroautos oder SUVs ist für die ökologische Bilanz der Erde vermutlich vollkommen gleichgültig.
Ein Gutes hat die Klimadiskussion aber doch: Es entwickeln sich wieder globale Fragestellungen, die seit Jahrzehnten fast aus der Diskussion verschwunden waren. Erstmals rücken extreme Formen der Ausbeutung und Umweltzerstörung als konstituives Merkmal unseres neokolonialen Wirtschaftssystems wieder in den Blick. (Ein Beispiel: Die Diskussion über das Elektroauto hat auch ein Licht auf die Situation in Chile, Kolumbien, Kongo… geworfen). Ganz konkrete Zusammenhänge zwischen den Metropolen und der Peripherie können sichtbar gemacht werden, wenn über die „Klima-Folgen“ des Welthandels und des Tourismus geredet wird. Dasselbe könnte man auch in bezug auf die Migrations-Debatte sagen: auch sie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Weltgegenden, deren Menschen sich aufgrund extremer Armut und Ausbeutung auf den Weg machen.
Das Interesse am „Klima“ ist daher auch eine Chance, das ganze System der weltweiten Ausbeutung neu zu beleuchten.. Man muss sie allerdings ergreifen.
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Oh ja und, genau: Es gibt globale ökologische Probleme, die bisher durch die aktuellen Diskussionen irgendwie (na ja, sicher gewollt) verdeckt wurden und auch noch werden. Und auch ansonsten stimme ich dir zu: Es ist gut, dass weltweite Themen wieder erörtert werden – doch, eben, von wem, von wie vielen und mit welcher Resonanz? Danke für deine Einschätzung!
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Denke da wie du !
Im Gegensatz zu Deutschland und der Schweiz, sieht man solche Demonstrationen im Elsass nicht, vielleicht in den grösseren Städten, aber im ländlichen Bereich herrschen andere Prioritäten.
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Meinst du damit die Situation der Bauern und all der anderen, die sich durch Macrons Reformen gefährdet sehen? Ansonsten, danke für deine Zustimmung.
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ja, zumindest was ich hier so mitbekomme im Gespräch mit den Einheimischen
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Individuell verantwortliches Handeln schließt ja nicht verantwortliches Handeln der Exekutive und Legislative aus. Nur, dass Exekutive und Legislaitve offensichtlich korrumpiert sind. Und dass Exekutive und Legislative und die sie Korrumpierenden nun versuchen, neue Bewegungen zu vereinnahmen, ist geübte Praxis, nichts neues und berechenbar.
Neue Bewegungen müssen einen Schritt weiter gehen und die Systemfrage stellen.
Die Klimabewegung muss künftig über das Verhältnis zum Kapitalismus reden, um nicht in das System integriert zu werden (https://redskiesoverparadise.wordpress.com/2019/12/26/die-klimabewegung-muss-kuenftig-ueber-das-verhaeltnis-zum-kapitalismus-reden-um-nicht-in-das-system-integriert-zu-werden/)
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Dem kann ich nur zustimmen.
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