Auch wenn ich die schönsten Klöster bisher in Portugal gesehen habe, so ist die Abbaye de Beauport (= Abtei zum schönen Hafen) die bezauberndste Klosterruine, die ich besucht habe. Sie befindet sich im Weiler Kérity, einem Ortsteil von Paimpol, im Département Côtes-d’Armor in der Nordbretagne.
Die Lage der Abbaye – nur ein paar Schritte vom Meer entfernt – kann herrlicher kaum sein. Von einem Teil des Gartens und von den oberen Stockwerken aus hat man einen traumhaften Blick auf die Küstenlandschaft, über Salzwiesen – früher grasten dort Rinder. Auch gibt es noch steinerne Reste eines befestigten Damms, der zu einem kleinen privaten Hafen gehörte und vor Hochwassser schützte.
Ursprünglich hatten sich Glaubensbrüder und -schwestern seit 1184 auf der kleinen Insel Saint-Riom angesiedelt, ganz in der Nähe. Aber die Lebensbedingungen dort waren sehr hart, raue Winde umtosten den Felsen und brachten Staub mit, so dass auf Anordnung von Alain de Penthièvre die Abtei auf dem Festland gebaut und bis 1700 mit zusätzlichen Gebäuden erweitert wurde. De Penthièvre spendierte das Land, die Pré aux oies (Gänseweide), die zwischen der Mündung des Correc und einer Sumpfgegend liegt.
Bis 1790 wurde die Abbaye de Beauport von Mitgliedern des Ordens der Prämonstratenser bewohnt. Sie hatten im Laufe der Zeit eine Domäne von 70 Hektar geschaffen und das, was die kultivierte Erde abwarf, reichte – zusammen mit der Ausbeute des Fischfangs, den die Meereslage ermöglichte – fast zur Selbstversorgung der Gemeinschaft.
Es gab Apfelbäume zur Cidre-Herstellung, Feigenbäume, einen Gemüsegarten, aber auch einen Rosengarten auf französische Art. Rosen blühen auch heute noch, dazu Stockrosen und wilde Blumen auf den Wiesen vor und hinter der Anlage.
Schon allein der Weg vom versteckt gelegenen Parkplatz aus dorthin weckt Vorfreude und ist Balsam für Augen und Seele…
…doch am schönsten sind die Hortensien, die das ausgehöhlte Kircheninnere schmücken. Die Blumen und das viele Grün bilden einen frischen Kontrast zum etwas streng wirkenden normannischen Baustil.
Die Klosterkirche ist von gothischen Einflüssen geprägt. Von ihr bestehen nur noch die Außenwände, so ist der Blick frei direkt bis in den Himmel…
Seine Blütezeit hatte das Kloster vor allem im 13. und 14. Jahrhundert und dann noch einmal in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bis zum 15. Jahrhundert war die Abtei eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren der Region und eine wichtige Etappe der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Ab 1750 folgte die der Abstieg, 1790 die Schließung und damit begannen Plünderungen. 1797 kaufte ein Islandfischer aus Paimpol, Louis Morand, einen Teil des Kloster, die restlichen Geäude gingen ins Eigentum der Gemeinde Kérity über.
Später zog die Welt ins ehemals heilige Kloster ein…: Während der Französischen Revolution wurde dort Schießpulver hergestellt…, anschließend dienten die Räume als Stallungen, dann als Rathaus und schließlich als Schule. 1845 kaufte der slavische Graf Poninski die Gebäude, der den religiösen Ort privatisierte, welcher schon seit langem seine ursprüngliche Bestimmung verloren hatte. 1862 dann wurde die Anlage, die damals schon fast eine Ruine war, als Monument Historique klassifiziert und erst damit wurde den Plünderungen Einhalt geboten. 1992 kaufte das Conservatoire du Littoral das Anwesen; einige Gebäude wurden restauriert und andere konsolidiert, um sie zu erhalten.
Der zweischiffige Gästesaal der Abtei dient heute als Empfangs- und Informationsgebäude. Mit der Eintrittskarte bekam ich eine umfangreiche Informationsmappe – und den Hinweis, ich könne mich damit 30 Minuten (oder waren es 45?) auf dem Gelände aufhalten. Doch bald klappte ich die Mappe zu und ließ mich treiben, Jahreszahlen und einzelne Epochen interessierten mich weniger, so etwas kann man später nachlesen.
Ich war – um ein Modewort zu benutzen – so geflasht, als ich in den ersten Hof hinausging, dass mir die Augen übergingen. Da war das wunderschöne Kirchenskelett mit den Hortensien, da waren meine geliebten Ein-, Aus- und Durchblicke und viele weitere Innenhöfe und Gärten, alte Steintreppen und Gewölbe.
Hinter jeder Ecke entdeckt man Neues. Der große ehemalige Gemüse- und Obstgarten trägt noch Früchte und lockt mit rotwangigen Äpfeln. Ein wenig fühlte ich mich wie im Paradies, am liebsten hätte ich dort – wie frevelhaft – ein Picknick veranstaltet. Als ich die Infomappe zurückgab, waren zwei Stunden vergangen… Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verstrichen war.
An manchen Nächten wird die Anlage illuminiert, auch finden ab und zu kulturelle Veranstaltungen statt. Mehr Infos gibt es hier:
Und zum Abschluss das Kloster einmal von oben:
(Foto: corresmond.free.fr)
Sehr schöne Bilder und Eindrücke hast Du uns mitgebracht 😀
Eine Klosterruine hat immer eine ganz besondere Ausstrahlung und es ist wunderbar sie vor Ort zu erleben. Man bekommt ein Stück ERleuchtung mit, die man im Alltag immer gut gebrauchen kann.
Cari saluti, Giovanni
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Grazie mille, Giovanni. Ja, erstaunlich, welche Wirkung eine Ruine ausüben kann. Ob ich nun erleuchtet bin, weiß ich nicht, aber da ich dort fast allein war, war es zumindest meditativ. 🙂 Cari saluti dal mondo rosso.
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So schön!
Du weisst ja, dass ich die Bretagne liebe. Dein Bericht macht mir Fernweh. Die Hortensien- toll!
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Die Anlage ist wirklich sehr belle und Hortensien mag ich auch sehr. Ich hoffe, diein Bretagne-Fernweh quält dich nun nicht zu sehr…
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diese Klosteranlage erinnert mich stark an an die Klosterruine am Pointe Saint Mathieu
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Dieses Kloster habe ich leider noch nicht gesehen bzw. nicht aus der Nähe, obwohl ich schon in der Gegend war.
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So schön, man möchte einziehen und als (beetender) Gärtner arbeiten
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Haha, das hast du schön gesagt, das passt! 🙂 Flieg doch mal rüber… Ich könnte mir auch vorstellen, dort zu wohnen – jeden Tag dieser Blick…
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In der Bretagne habe ich auch schon schlimm leiden müssen (altes Essen). Die Hinkel-Stein Felder waren besonders beeindruckend.
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Altes Essen? Wie ist das mögliich?! Aber ja, die Menhire und so sind schon sehr beeindruckend dort!
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dort möchte auch ich gerne einmal die Zeit vergessen, wandeln und schauen und aufnehmen, wie du es so vortrefflich gemacht hast- wunderbar!
herzliche Grüße vom Regenberg
Ulli
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Ich bin sicher, du würdest es ebenso genießen wie ich, Ulli! Herzlichen Gruß aus dem mittlerweile trockenen, aber noch etwas windigen Tal, Ute
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Das Kloster steht wie ein schönes blumengeschmücktes Gespenst am Meer und schaut sehnsüchtig nach der Vergangenheit aus… Träumerische Bilder!
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Ein Gespenst…, lach, aber gar nicht so abwegig! Träumerische Bilder muss man dort einfach machen, der Ort ist so verwunschen und (wie) verzaubert!
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Danke fürs Mitnehmen. Da will ich sofort hin! Es sieht so verlockend aus auf Deinen Fotos.
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Gern geschehen! Es ist auch verlockend! Dann musst du wohl mal Reisepläne machen… 🙂
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Schöner Tipp,vielen Dank! Im Juni sind wir mal wieder in der „Ecke“.
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Huch, DU hier, Susanne? Schön, dass du vorbeischaust! 😉 Wenn ihr in der Gegend seit, lohnt ein Besuch der Abtei wirklich.
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Zauberhaft schön, romantisch und verwunschen. Und dann noch das Meer in der Nähe. Das kennt man ja hier gar nicht. Es erinnert mich an etwas … allerdings war das kein Kloster, sondern ein Schloss am Meer: Suscino, Bretagne.
LG aus Köln, Franka
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Ja, wirklich sehr romantisch, das Kloster und seine Lage. Das Schloss Suscino habe ich leider noch nicht besucht. Danke fürs Vorbeischauen, Franka, und Grüße aus Freiburg ins Rheinland.
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Einfach phantastisch, diese Fotos und Ein- und Ausblicke.
Herzlichen Dank für diesen feinen Beitrag! Wie immer eigentlich, hier!
Danke Dir sehr,
dm und mb
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Merci beaucoup, ihr Zwei! Und pardon, dass meine Blog-Lesepause noch andauert…, freut mich, dass ihr trotzdem vorbeigekommen seid! 🙂
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Nix huch,ich lese hier regelmäßig.
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Das bleibt mir ja verborgen. 😉
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jetzt weiss ich, warum mein telefon immer abgestürzt ist, als ich den artikel öffnen wollte: soooo viele biler! und eins schöner als das andere … 🙂
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Hihi, Soso, das tut mir aber leid! 😉 Es sind zu viele Bilder, ich weiß, und nicht alle sind wirklich gut, aber ich hatte Auswahlprobleme – es war eben wirklich einfach zu schön dort. Mein Besuch liegt schon dreieinhalb Jahre zurück, der damals entworfene Text ist futsch, aber der Plan für einen Bericht nicht, er ruhte die ganze Zeit und nun musste ich von vorn beginnen, aber beim erneuten Anschauen der Bilder konnte ich nicht auf viele verzichten. Merci! 🙂
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