Mit und ohne Brunnen – provenzalische Impressionen

Montre-moi
Ton tronc pâli
Et moi
Je t’offrirai
Ma fontaine érodée
Dans ce monde
Apart
Se glissent
Les arbres et puits
De cette région
Hors du temps
Mais pas encore
Morte.

………………….

Veilleron

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In Veilleron wollte ich aus Neugier nur einmal durch das Zentrum fahren, da ich ja auf dem Weg nach Pernes les Fontaines war, hielt dann bei der zweiten Runde doch an, durchschritt wiederum fast leere Gassen…

und traf zunächst kein Schwein, fand dafür sommerlich blühende Blumen, ausgehöhlte Platanen und südliches Lichtschattenspiele, sah durch ein Tor in einen lauschigen Garten,

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aus dem sogleich maunzend eine dicke schwarze Katze hervorschoss, setzte mich auf eine Mauer, woraufhin mir die Katze fast in die Jacke kroch, sich wie ein Schal um meinen Nacken legte und mich mit ihrem lauten Schnurren umhüllte, bis gegenüber eine Haustür aufging und das gutbürgerlich gekleidete Frauchen/Inhaberin des Gartens, das Tier zu sich rief, weil es „quand-même“ etwas zu sehr übertreibe mit seiner Anhänglichkeit, die mich jedoch keineswegs störte, was ich auch sagte, ich bin das gewohnt von allen Urlaubskatzen, die mir überall begegnen, umso mehr, wenn ich allein unterwegs bin, doch war die bourgeoise Dame anscheinend eifersüchtig und misstrauisch ob dieser ungewohnten Zuneigung und holte die Katze herein.

Pernes les Fontaines

Endlich in Pernes les Fontaines angekommen, suchte ich vergeblich Fontänen und stellte schließlich fest, dass es keine gab… Der Ortsname ist eine mutwillige Täuschung –, ich fand dafür aber sofort einen Parkplatz…

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und stellte fest, dass Alt und Neu eine, na ja, seltsame Symbiose eingehen.

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Dann fand ich immerhin doch einige schöne alt, wenn auch recht unspektakuläre Brunnen,

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alte Läden mit Springbrunnenhinweisen,

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leere Restaurants und im Gespräch verstummende Bauarbeiter – wie überall,

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einen interessanten Eingang

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und andere Einblicke.

Carpentras

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In Carpentras zeigte mir ein freundlicher Franzose vom riesigen Parkplatz aus den besten Weg bergauf in die Altstadt, folgte mir mit einem Kollegen und rief mir, als er abzweigen musste, noch zu, wo’s lang geht,

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fotografierte ich die bizarrsten Platanen,

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bekam mal wieder den Kirchturm nicht aufs Bild,

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aber Fukushima aufgefrischt,

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lichtete ein paar weitere Wandmalereien ab und wurde wieder Erwarten nicht gepackt von diesem Ort mit dem so schön provenzalisch klingenden Namen, was sicher am Wetter lag.

Cavaillon

In Cavaillon hatte ich erst gar keine Lust anzuhalten, vielleicht weil alles so grau war an diesem Tag, umkreiste nur das Stadtzentrum und fuhr weiter, während ich an die berühmten Melonen dachte, zu denen so gut luftgetrockneter Schinken passt oder die man alternativ vorzüglich mit Porto füllen kann, was mich nun wiederum an Korsika und ein lustiges Essen zu Viert in einem Restaurant in Porto Vecchio denken lässt, eine große Zikade als blinder Passagier im Auto auf dem Weg dorthin, die den Fahrer fast aus der Spur, zumindest aus der Fassung brachte, doch ich will nicht noch weiter abschweifen…

Lacoste mit der Burgruine und Marquis de Sade, Roussillon mit den Ockersteinbrüchen, Gordes mit dem Vasarely-Musum, den Bories und die in der Nähe liegende berühmte Abbaye de Sénanque vor (noch nicht blühenden) Lavendelfeldern, Venasque sowie das hübsche Lourmarin mit den vielen Restaurants und das beschaulich winzige Ansouis mit Weitblick ließ ich diesmal aus, ich hatte ja nur vier Tage, davon noch die Arbeit abgezogen. Und Oppède versäumte ich schon wieder, obwohl es quasi auf dem Weg nach Ménerbes lag, keine Ahnung warum, ich hebe es auf fürs nächste Mal, wenn ich den zurückgelegten Wein bei meinen Vermietern abhole.

À bout de souffle, außer Atem…! Aber wer meint, ich würde jetzt wenigstens noch ein paar Worte über Godard sagen, irrt.

Über die Alpilles und Maussane werde ich wohl noch extra etwas erzählen.

Ich würde gern sofort wieder dorthin fahren, in diese Region, irgendwo bei Avignon. Die Vermieterin meiner Ferienwohnung hätte bestimmt wieder Kuchen und Marmelade (diesmal eine andere Sorte) für mich vorbereitet.

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15 Antworten zu Mit und ohne Brunnen – provenzalische Impressionen

  1. Ulli schreibt:

    liebe Rotewelt, du schürst meine Vorfreude auf den Süden Frankreichs ungemein, wobei ich ja nicht ganz so südlich komme, wie du warst. Ich habe gerade mal geschaut: Avignon ist noch 200 km südlicher von Le Puy, der nächst grösseren Stadt, wo ich hinreise, um genau zu sein, nach Costechaude Présailles nahe Monastiere sur Gazeille … aber wenn ich deine Bilder betrachte kommt genau dieser Flair rüber, den ich so liebe, wenn er auch gerne nicht ganz so menschenleer sein darf. Aber der Süden Frankreichs ist eben auch von Überalterung und Abwanderung der Jungen gekennzeichnet … die für uns so malerischen Häuser erzählen ja eigentlich eine ganz andere Geschichte …
    und wieder bedauer ich und werde es auch in Frankreich selbst wieder tun, dass ich kein französisch kann, nur ein paar Worte verstehe … seltsam ist es schon, weil ich ja wirklich schon oft dort war … aber irgendwie komme ich nie wirklich dazu das einmal nachzuholen …

    danke dir für diese feinen Impressionen, eine Wohltat für den heutigen hektischen Tag, der sich nun dem Ende zuneigt-
    Mail folgt 😉

    herzliche Grüsse
    Ulli

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    • rotewelt schreibt:

      In der Gegend, in die du fährst, Ulli, war ich noch nie. Costechaude klingt wie Côtechaude, heiße Küste, jedenfalls nach einem warmen Ort! Sicher hast du dort besseres Wetter als hier, wo es doch wieder ziemlich novembrig ist, so dass ich am liebsten auch wieder in den Süden fahren würde. Ja, als ich Ende April/Anfang Mai dort war, kamen mir viele Orte doch recht menschenleer vor und du hast Recht, uns erscheinen die schönen alten Häuser einladend und anheimelnd, aber wenn nur wenig Leben in den Straßen ist und immer mehr Menschen die Dörfer verlassen, fühlt man sich dort sicher einsam. Herzlichen Gruß, Ute

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  2. Sofasophia schreibt:

    ah, so schön! fernweh schürst du … 🙂

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    • rotewelt schreibt:

      Auch bei mir selber, Soso, ich glaube, ich brauchte ein Gegengewicht zu dem Regengrau, in das ich hier blicke. Wenn ich schon nicht in den Süden fahren kann jetzt, dann wenigstens Erinnerungsbilder gucken! 🙂

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  3. traeumerleswelt schreibt:

    wunderschöne Eindrücke, irgendwann werde ich sicher mal wieder in den Süden des Landes kommen, aber jetzt freue ich mich erstmal auf den Norden 🙂 ..schlechter als hier im Moment kann das Wetter dort ja nicht sein, dafür bietet er das Meer…

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    • rotewelt schreibt:

      Vielleicht hast du im Norden besseres Wetter als hier, zumindest kann man diesen so genannten Sommer auf gar nichts setzen. Na ja, und das Meer hast du sowieso! Ich wünsche dir eine schöne Zeit und sicher bringst du wieder schöne Aufnahmen mit, Träumerle! Geht’s bald los?

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      • traeumerleswelt schreibt:

        danke liebe Ute ! Freitag Morgen geht’s los und am Samstag dann über den Kanal 🙂
        Das Wetter dort ist mir eigentlich egal, in der Regel verschwinden durch den Wind die Regenwolken wieder und am Meer ist es doch einfach bei jedem Wetter schön ! 🙂

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  4. zeilentiger schreibt:

    Da hätte das Frauchen die Katze doch ruhig noch ein bisschen schmusen lassen können. – Wieder so einladende Fotos! Und immer wieder: lauschige, verlassene Plätzchen mit kleinen Tischen, an die man sich unbedingt setzen möchte. Mit einem kleinen Kaffee. Und einem Tellerchen Leckereien.

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    • rotewelt schreibt:

      Finde ich auch, Zeilentiger, die dicke Katze war zu lustig und eine schöne Abwechslung in diesen fast leeren Gassen! Ihr Frauchen sah übrigens aus wie die bildliche Verkörperung des diskreten Charmes der Bourgeoisie. Aber diese lauschigen Plätzchen mit kleinen Tischen finde ich auch sehr einladend. Da es jedoch so leer war hier an diesem Tag/um diese Zeit, fand ich mein privates Eisentischchen im lauschigen Garten „zu Hause“ in der Ferienwohnung fast noch einladender.

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  5. ehre9 schreibt:

    Bravo ! Joli poème comme introduction … serait-ce d’une pythie ? lach
    Wenn die fontaines von Pernes trocken liegen… kommt auch kein Schwein vorbei…haha , c’est trop drôle, Frau Ute! Da haben sie einen Hirsch abgeschossen… lach.. sie scheinen mir in die Provence verliebt, anders kann man sich das nicht erklären… so schöne Foto machen zu können!!! Es ist und macht der Charme Südfrankreichs aus… alle verfallen ihm! Wieder ein herrlicher Bericht… wir könne zu Hause im Sessel bleiben! lach

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    • rotewelt schreibt:

      Merci bien, Monsieur! 🙂 Mais ce n’était pas une pythie, tststs. So, einen Hirsch abgeschossen habe ich, na, das ist ja lustig, lach! Natürlich bin ich in die Provence und ihren Charme verliebt, in das Licht und die Düfte, selbst wenn die fontaines manchmal eine willkürliche Täuschung sind und kein Schwein unterwegs ist.

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  6. Treibgut schreibt:

    Schick berichtet, auch wenn anscheinend wenig los war. Das Tabac-Presse-Bild gefiel mir am besten.

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  7. rotewelt schreibt:

    Merci, Treibgut. Ich fand den Kontrast der alten Fassade(nbeschriftung) zur elektronischen Zigarette auch sehr reizvoll.

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