Außer der Reihe

Die Freiburger glauben, sich innerhalb ihrer Burg alle Freiheiten erlauben zu dürfen. So voller Regionalstolz sind sie, die Bobbele. Leider denken sie nur an sich und vergessen die Freiheit ihrer Mitmenschen. Sogar derer, die diese Burg frei-willig als Wohn- und Lebensort erwählt haben.

Vorher lebte ich zehn Jahre lang in Zwingen-Berg und dachte, schlimmer könnte es nicht kommen, was aber nur mit dem Provinziellen zu tun hat, nicht mit den wunderbaren Menschen (hatte ich je bessere Vermieter als in Südhessen? Nein!!! Fand ich schneller Freunde? Kaum!). Aber… eine Burg bleibt eben doch eine Burg. Auch wenn Zwingenberg einst ein Sumpfgebiet war und man dort nach wie vor droht zu versacken.

Doch von Frei-Burg kommt man nicht los, selbst wenn einem die Stadt nicht guttut. Das weiß ich mittlerweile von verschiedenen Zugezogenen, davon mehrere aus NRW (oh, ich habe mich in NRW, Niedersachsen, Hessen und sogar Rheinland-Pfalz und Sachsen wohler gefühlt – ok, in letzteren beiden Bundesländern habe ich nur gearbeitet, aber nicht gelebt) und ich weiß auch, dass es nicht an mir liegt, wenn ich mit den Einheimischen im Badischen nicht recht in Kontakt komme (mit den Mannemern kommt man aber übrigens schnell in Kontakt, die sind sehr aufgeschlossen – und auch die Heidelberger sind anders drauf).

Danke fürs Vergraulen, Freiburg.

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22 Antworten zu Außer der Reihe

  1. haushundhirschblog schreibt:

    Das Versacken droht in Zwingenberg allerdings nur noch in einigen Weinkneipen 😉
    Vor ein paar Tagen sind wir mal wieder durch Zwingenberg gekommen. Neben mir im Auto sitzend meinte mb: Wohnen möchte ich hier aber nicht. Stimmt, für einen Besuch ist es mal ganz schön, durch einen der ältesten Weinorte an der Bergstraße zu streifen, aber so richtig dort leben muss nicht sein. Ich wohnte mal ein paar Kilometer weiter nördlich, in Seeheim-Jugenheim. Meinen Lebensmittelpunkt fand ich dort nie, ich wohnte eben dort, mehr aber auch nicht. Arbeit und „Leben“ fand woanders statt. Das wirklich schöne an dieser Ecke der Republik ist eigentlich, dass so viele unterschiedliche Städte so nah und gut erreichbar sind. Von der Natur einmal ganz abgesehen, die sich dort auch sehr variantenreich zeigt.
    Im Kernland der Schwaben verbrachte ich auch ein paar Lebensjahre, man hat es dort eben mit Schwaben zu tun, und das ist in der Regel merkwürdig. Aber man konnte sich arrangieren, irgendwie, wenn auch mit Kopfschütteln. Aber letztlich war ich nicht unfroh, dort wieder wegzukommen. Wenn man das Gefühl hat, nichts wie weg, dann sollte man es auch tun.
    Liebe Grüße,
    dm

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    • rotewelt schreibt:

      Dann hast du also auch so deine Ortserfahrungen gemacht, danke für deine Worte, dm. Ja, die Weinkneipen in Zwingenberg… Der Ortskern ist wirklich hübsch, auch die Lage, aber leben möchte ich dort eben auch nicht mehr, auch nicht im größeren Bensheim. Allerdings habe ich mich dort lange Zeit wohl gefühlt, was an meinem privaten Umfeld lag und auch an der Arbeit, die eben lange Zeit an einem anderen Ort in einem anderen Bundesland stattfand, so dass ich immer hin und her wechselte und so genügend Abwechslung und auch Kontakte hatte. Irgendwann war mir aber wieder mehr nach einer größeren Stadt, doch die, die ich mir aussuchte, ist halt sehr provinziell, nur im Sommer macht sie wegen der vielen ausländischen Touristen einen multikulturellen und lebhaften charmanten Eindruck, das hat mich getäuscht.
      Ich glaube inzwischen auch, dass manche Mentalitäten einfach nicht zusammenpassen. Ich komme gut klar in NRW (daher komme ich ja), Niedersachsen, Hessen, Berlin und Rheinland-Pfalz, obwohl mir die Pälzer zu behäbig und langsam sind, aber freundlich und aufgeschlossen sind sie.
      Mit manchen hessischen Orten wurde ich aber auch nie warm, so auch Seeheim-Jugenheim, aber auch Darmstadt. Das Gute an dieser Region, das sehe ich so wie du oder ihr, ist, dass es viele Städte in der Nähe gibt – man kann sich das Kulturangebot aussuchen und fährt kaum länger als eine halbe Stunde. Und die verschiedenen schönen Landschaften eignen sich für Ausflüge, ob die Bergstaße selbst mit dem Odenwald, den ich aber nicht sehr mag, er ist mir zu rau, oder die Pfalz oder den Rheingau. Ja, bei den Schwaben ist es in der Regel merkwürdig, lach! Niemals könnte ich in Stuttgart leben! Wenn ich nur wüsste, wohin…, die Zeit wird es zeigen, man kann nichts er-zwingen!
      Liebe Grüße, auch an mb! U.Rotewelt

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      • haushundhirschblog schreibt:

        Jetzt muss ich mich als gebürtige Nordrheinwestfälin doch noch kurz einmischen: mit einem kurzen Zwischenstopp in Rheinland-Pfalz bin ich in Südhessen gelandet. Es ist merkwürdig: trotz dieser durchaus schönen Landschaften (Mittelrheintal, Rheingau, Odenwald etc.) vermisse ich Städte wie Köln oder Essen, Bonn oder Bochum. In Bonn habe ich einige Zeit gelebt, studiert eben. Damals waren die Politiker schon nach Berlin gezogen, und die Kneipen und der Rhein lagen direkt vor meiner Studentenbude. Später fand ich Köln viel interessanter.
        Heute würde mich vermutlich Essen sehr interessieren. Ich glaube, dass die Stadt sehr unterschätzt wird und noch immer ausschließlich mit dem „Ruhrpott“ assoziiert wird. Dabei bietet sie so viel mehr …
        Du wirst ganz sicher irgendwann „Deinen“ Ort finden.

        LG mb

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        • rotewelt schreibt:

          Ich war lange nicht im Ruhrpott, doch früher habe ich öfter meine Verwandten in Dortmund besucht. Wie die Städte, speziell Essen, jetzt aussehen, weiß ich gar nicht, nur dass es wohl inzwischen viel Grün in dieser Region gibt und auch interessante Kulturprojekte. Ich mag die Menschen dort, ihre Art, ihren Humor. In Bonn gibt es schöne Ecken – und den Rhein. Aber ist die Stadt nicht etwas tot, seit die Politiker weggezogen sind? In Köln ist es sicher lebendiger, doch es zieht mich nicht dorthin. Vom Menschenschlag würde mich das Ruhrgebiet eher anziehen als das Rheinland, aber ich möchte nicht mehr so weit nach Norden – ich bin wirklich anspruchsvoll und unentschlossen, lach! Danke für deine Ermutigung, mb und liebe Grüße zurück, U.Rotewelt

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  2. syntaxia schreibt:

    Ich komme ja nun auch aus NRW – OWL genau gesagt. Ich habe manche seltsamen Eigenschaften nur den einzelnen Personen zugeschrieben und könnte gar nicht sagen, die Menschen hier sind so oder so. Aber dazu habe ich auch zu wenig private Kontakte. Eine Patientenmama bricht ihre Zelte mit Familie nun auch bald ab. Sie sind von Freiburg nach Weil gezogen und nun möchte sie wieder nach Bochum. Sie sagt: „Ich habe das Gefühl, wenn ich den Mund aufmache, passt es den Menschen nicht, selbst beim Bäcker werde ich schief angesehen..!“
    Seinen Platz zu finden ist nicht leicht und ich wollte in die Nähe der Wiege zurück, weil ich in Waldkirch geboren bin. Mal sehen, wann mich diese Stadt wieder ausspuckt… 😉
    ..grüßt dich Monika

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    • rotewelt schreibt:

      Ich komme auch aus OWL, Monika! 😉 Dorthin möchte ich jedoch keineswegs zurück. Aber als ich hierherzog, traf ich eine Frau aus Bielefeld, die nach acht Jahren Freiburg zurückging, weil sie hier weder beruflich und privat ein Bein auf die Erde bekommen hatte. Die Menschen hier sind von einem großen Regionalstolz geprägt und hätten es vielleicht am liebsten, wenn alle den hiesigen Dialekt sprächen. Zu deiner Patientenmama: Mir ist es vor allem in Bioläden ein paarmal passiert, dass ich angesehen wurde, als sei ich ein Alien, auch von den anderen Kundinnen, letztens auch in einem Zeitschriftenladen, in dem ich zum erstenmal war. Vielleicht weil ich guten tag sage… Grüße zurück in den Westen!

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      • syntaxia schreibt:

        Na ja, ich kann zumindest in der Therapie immer erwarten, dass kein Dialekt gesprochen wird, denn ich therapiere nur Hochdeutsch! 😉
        Aber auch ich ginge nicht mehr in den Kreis Höxter zurück. Das war und ist vorbei und auch dort würde ich nicht glücklicher. Wir nehmen uns ja immer mit, nicht wahr?!
        ..grüßt dich Monika

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  3. Frau Blau schreibt:

    ja, das ist so! was ich äußerst interessant finde ist, dass mir in den letzten Wochen auffiel, dass die Alemannen ja gerne unter sich bleiben und wir Zugezogenen kaum ein Bein auf ihren Boden kriegen, aber es gibt wirklich viele Zugezogene und siehe da, in meinen Gruppen sind ausschließlich Zugezogene, mein Chef ist Westfale und meine hier gefundenen FreundInnen, die ich an einer Hand abzählen kann, sind eben BerlinerInnen oder kommen ursprünglich aus NRW- jau, ich denke auch oft: nix wie weg, aber eben, wohin?

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    • rotewelt schreibt:

      Tja…, danke dir für deine Einschätzung, die meiner ähnelt, Ulli! Man oder frau denkt ja sonst doch, es könnte an ihm/ihr liegen, auch wenn’s unlogisch ist, weil es vorher ja anders war.
      Bleibt die Frage, wohin…

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  4. cablee schreibt:

    Mag denn keiner mal nach Norden an die Küste kommen? Alle meine Freundinnen sind zugegezogen – und keine ist je wieder weg… 😉 Und die Sonne scheint hier auch öfter als manche meinen ! 🙂

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    • rotewelt schreibt:

      Oh, ich mag den Norden schon allein wegen des Meeres (lieber die Ost- als Nordsee, mit Ausnahme der Inseln). Auch finde ich die Menschen längst nicht so steif wie das Vorurteil sagt – sie sind offener als die Menschen hier, haha! Ich hatte mehrere Jahre lang einen Chef aus Hamburg, toller Kerl, kommunikativ, großzügig, offen und tolerant. Als ich einen Arbeitsauftrag todesmutig wegeb gewisser Skrupel abgelehnt hatte mit der Bitte, er möge doch jemand anderen damit beauftragen, hat er mir das nicht übelgenommen und eine Kollegin hat den Job gemacht, ohne dass ich Nachteile dadurch erlitt.
      Aber das Klima… Sonne hin und her: Das Frühjahr kommt immer später und der Herbst früher.
      Aber man kann nicht alles haben…

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  5. George schreibt:

    Komisch. Woran das liegen mag, wenn es einemso geht? Ich kenne Leute, die sich ähnlich über München äussern. Ich bin ja auch Wahlmünchner, und fühle mich hier sauwohl. Die Münchner, sofern man noch das Glück hat einen echten zu treffen, sind ja auch sehr eigen. Sie haben ihren ureigenen „Grant“, eine Ruppigkeit, die ich jedoch als charmant abtun kann 🙂 Österreicher genauso (mein Lebenspartner ist ja einer).
    Ruhrgebiet finde ich aber auch klasse, tolle Menschen dort, und ich habe viele Freunde. Ne gehörige Klappe haben die aber auch an sich 🙂 Eigentlich fühle ich mich in ganz Deutschland sehr wohl, wobei irgendwo leben ja etwas anderes ist als mal hinzufahren.. Einzig Berlin ist ein Ort, mit dem ich gar nicht warm werde. Den Ort zu finden an dem man sich sein Nest baut, da tun sich viele schwer. Ich hatte vielleicht nur Glück.

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    • rotewelt schreibt:

      Ja, schwierig, das zu erklären, George. Sicher liegt es ebenso am Individuellen wie an der Umgebung, in der man aufwuchs
      Ich bin ja in NRW aufgewachsen und habe in Niedersachsen studiert. Fortbildungs- und Jobangebote bekam ich dann nur aus dem Süden. Beinahe wäre ich in München gelandet. Meine Erinnerungen sind nicht negativ, ein hübsches familiäres Hotel mit Garten und Hund nicht weit von der Isar, angenehme Restaurants, kommunikationsfreudige alte Mütterchen an der Bushaltestelle, wie ich es aus dem Norden nicht kannte. Aber auch extrem hohe Mieten und dann dieses Schickimicki uns die, wie ich dann feststellte, Oberflächlichkeit. Denkst du, du hast einen Bayern als Freund gewonnen, erweist er sich vielleicht nur als vorübergehender Bekannter. Die Freunde aus dem „Norden“ sind und bleiben aber
      Freunde. Aber es gibt zum Glück soviele Ausnahme und glückliche Momente, überall, also! Freut mich, dass du dich in München angekommen fühlst.

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  6. Uffnik schreibt:

    Wohnort ist nicht zwingend gleichbedeutend mit Heimat.
    Bei mir ist es deckungsgleich. Und das ist auch gut so und möge so belieben.

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  7. vilmoskörte schreibt:

    Ein beliebtes Thema. Die Badischen, die von sich selbst auf Autoaufklebern verkünden, sie seien die einzig Sympathischen, scheinen mir aus eignem Erleben (drei Jahre Studium in Karlsruhe mit anschließender Flucht nach Berlin) gar nicht so sympathisch zu sein. Ich könnte mich hier locker mit einem eigenen Rant über Badische (und Schwaben, die werden in Berlin ja besonders geliebt) anschließen.

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    • rotewelt schreibt:

      Ja, Vilmos. Ich glaube, wir „sprachen“ an anderer Stelle schon mal darüber, dass wir ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wenn meine Erinnerung nicht trügt. Es ist immer gut zu wissen, dass man nicht „falsch“ ist, wenn man irgendwo nicht klarkommt, danke dafür. Verdächtig ist es sowieso, wenn Regionen damit werben, symbadischer zu sein als andere…, wenn man das so vor sich herträgt, kann nicht viel daran sein, hat man es wohl nötig… Dazu kommt offenbar noch dieses „Eroberungsdenken“, wie man in Berlin sieht…

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